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Die Reiherstieg - Werft in Hamburg
1706 gründetet Lucas Kramer ( 1660-1719) die Reiherstiegswerft, indem er auf dem Grundstück Reiherstiegsdeich Nr. 55 eine Schiffbauerei neben einer bestehenden Sägemühle errichtete.(Kresse, 11; Oseau 1955, 181) Das Grundstück kaufte er 1698inklusive einer Sägemühle von Ancke Bouwes und Boucke Hiddes, beide friesischer Herkunft.( Gehrkens, 24; Hoffmann 1977, 166; Arthur Roosen, 23 ) Lucas Kramer stellte auch den Bezug der Reihehrstiegswerft zur Mennonitengemeinde in Altona her indem er und sein Bruder Lourens Kramer ( 1654 – 1715) die Mennonitinnen Adriana und Sara de Voss heiratete und später samt ihres Vaters Hendrik Kramer in die Mennonitengemeinde eintraten. Auf der Reiherstiegswerft wurde von Anfang an ein Schiff nach dem anderen gebaut. Aus dem Namen der Schiffe kann man schließen, dass sie sich in die Wahlfängerflotte des Lucas Kramer einreihten. (Kresse,11) In der gesamten Entwicklung des Hamburger Walfangs waren die Mitglieder der Mennonitengemeinde führend. Die bedeutensten Grönlandfahrer waren die de Vliegers. Diese wurden später durch die Brüder Kramer abgelöst. Insgesamt 46 der 53 Schiffe, die 1673 ins nördliche Eismeer auslaufen wurden von den Mennoniten bereedert. 1682 war zum erstenmal eines von Lourens Kramer dabei. (Arthur Roosen, 24) Ab 1719, nach dem Tode
des Lucas Kramer führte die Witwe Sara Kramer den Werftbetrieb
fort.(Kresse, 11; Artur Roosen 23) 1731 heiratete Berend I
Roosen ( 1705 – 1788) Elisabeth
Kramer (1712 – 1788) das einzige erwachsenwerdende Kind des Lucas
Kramer. Er wurde 1736 Teilhaber der schwiegermütterlichen Firma, die sich
von nun an „Kramer Wwe. & Berend Roosen“ nannte. Ab 1758 setzte er
das Geschäft unter der eigenen Firma „Berend Roosen“ fort. Berend I
Roosen war einer der größten Hamburger Reeder des 18. Jahrhunderts. Anders
als die übrigen Hamburger Reeder seiner Zeit stützte er sich nicht auf
die Kapitalbeteiligungen von Mitreedern: Er war Alleininhaber seiner
Handelsflotte, Reederei, Werft und Tranbrennerei und alleiniger Eigentümer
aller seiner Schiffe. Sein Schiffseigentum belief sich 1765 auf 13
Seeschiffe und steigt bis 1778 auf 21 Fahrzeuge an. Sein Schiff "de
Hermann" war mit 300 Last das größte hamburgische Schiff des
ausgehenden 18. Jahrhunderts. Eine vergleichbare Flotte hatte nur sein jüngerer
Bruder Salomon Roosen (1717 – 1795, 1768 Diakon der Mennonitengemeinde)
. Andere Reeder basaßen durchschnittlich nur drei bis vier
Schiffe.(Kresse1966, 49f) Berend I Roosen verlagerte im laufe der Jahre
sein Geschäft vom Walfang hin zu Kaufmannsreederei und sicherte damit den
wirtschaftlichen Fortbestand der Reederei und somit auch der
Reiherstiegswerft. In den ersten 84 Jahren Ihres Bestehens
von 1706 bis 1790 wurden auf der Reiherstiegswerft 56 Schiffe
gebaut. Damit rückt die Werft an die Spitze des Hamburger Schiffsbaus im
18 Jahrhundert. 1788 nach dem Tode Berend
I Roosens wird die Werft unter der Firma „Berend Roosen Erben“
weitergeführt. Erben sind hierbei die Töchter Berend I Roosens, die
Schwiegersöhne sowie Berend II Roosen (1744 – 1829).(Ascan Roosen, 13)
Die treibende Kraft der Erbengemeinschaft war aber Lucas de Voss (1726 –
1800). Der Schiffsbestand stieg in den kommenden Jahren noch an und
erreicht 25 Schiffe. In dieser Zeit während der napoleonische
Kriege wurde die Reiherstiegswerft niedergebrannt. Über Berend II
Roosens Reaktion wird folgendes berichtet: „
Der Herr Roosen müsste wohl vor Scheck und Kummer ganz außer sich
gewesen sein, als er die Feuersbrunst gesehen. Roosen hat ihn aber ganz
ruhig ihn angekuckt und gesagt: Wat Fränckel, du geist doch in dien
Schaul und kennst so wenig Gottvertrue? – Als ick hüt Nacht vör`t
Finster stun un dat Füer anseeg, da hev ick dacht – uns Herrgott het
dat geven, un nu nimmt he`t di wedder, he weet aber ümmer, wat für di
dat Beste is.“ Damit stellte sich seine Gottverbundenheit dar, die
er und alle roosenschen Reeder, die Mitglieder der Mennonitengemeinde
waren, hatten.(Gustav Arthur Roosen, in: Kresse 16) Bereits 1805 erschienen die Nachfolger der Erbengemeinschaft. Es sind Berend IV Roosen (1778 – 1853, 1811 Diakon der Mennonitengemeinde) und Hermann V Roosen (1786 - 1864, 1787 Diakon der Mennonitengemeinde). Als dirigierende Reeder einzelner Schiffe tauchten sie als „B & H Roosen jres.“ in den Seepass-Protokollen auf. Erst nach der langwierigen Erbauseinandersetzung übernahmen Sie 1813 endgültig die Werft.(Kresse 1966, 50) Die Bauleistungen waren wesentlich geringer als in den Jahren vor 1800. Die neue Generation die seit 1805 den Betrieb der Werft bestimmte folgte den Zeichen der Zeit, die auf Dampfschifffahrt standen und beschränkten die eigene Flotte auf acht, später nur noch sechs Schiffe. 1841 wurde am Reiherstieg der Neubau von Schiffen eingestellt und es nur noch Reparaturen durchgeführt. Scließlich verkaufte Hermann V Roosen am 22. Juni 1849 die Reiherstiegswerft an J. C. Godeffroy & Sohn. (Artur Roosen, 23)
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